Pater Pius Thometzek (Pfarrverband Neuching-Ottenhofen) soll zurück ins Kloster, will aber nicht. Pfarrgemeinderat und Bürgermeister wollen ihn halten. Das Erzbischöfliche Ordinariat München könnte den Pater übernehmen, sagt aber Nein.
Pater Pius Thometzek ist seit rund vier Jahren in der Pfarrei Neuching und seit 1. April 2012 für den Pfarrverband Neuching-Ottenhofen seelsorgerisch tätig. Kürzlich erhielt der Franziskanerpater einen Brief seines Ordens mit der Aufforderung zur Rückkehr ins Kloster zum 1. September. Das kommt für Thometzek nicht in Frage. Er möchte in der Pfarrei bleiben. „Doch das ist nicht so einfach, denn ich habe die ewigen Gelübde abgelegt, und dabei ist man für immer mit dem Orden verbunden. Ich bräuchte einen Bischof, der mich aufnimmt“, sagt der 43-Jährige. Er hat sich an das Erzbischöfliche Ordinariat gewandt – ohne Erfolg.
Seit 13 Jahren, unmittelbar nach seiner Priesterweihe im Jahr 2000, ist Thometzek für das Ordinariat tätig. Vor seiner Neuchinger Zeit war er in Grafrath tätig. Doch der Pater ist kein fester Angestellter, vielmehr lässt sich sein Arbeitsverhältnis mit dem eines Leiharbeiters vergleichen. Sein Gehalt bekommt der Orden, der für ihn die Fürsorgepflicht hat und seine Versicherungen und die Miete bezahlt. Thometzek selbst erhält ein Taschengeld. „Wenn ich nicht in den Orden zurückgehe, stehe ich auf der Straße und muss von Hartz IV leben“, sagt Thometzek. Denn Geld in eine Arbeitslosenversicherung wird nicht bezahlt.
Pfarrgemeinderat macht sich in Briefen stark
So weit will es Neuchings Pfarrgemeinderatsvorsitzender Max Wittmann nicht kommen lassen. Nach einem Treffen mit Ottenhofener und Neuchinger Mesnern, Ministranten, Kirchen- und Pfarrgemeinderäten wurde ein Brief an den Generalvikar im Ordinariat sowie an den Oberen des Franziskanerordens verfasst, um sich für Pater Pius stark zu machen. „Er ist für uns ein glaubwürdiger Seelsorger, der sicherlich nicht fehlerfrei ist“, sagt Wittmann. Er führt als Beispiel die Querelen im kirchlichen Kindergarten St. Katharina Ottenhofen an. „Einige Leute erwarten vielleicht, dass ein Priester einen Pfarrverband wie ein Manager leiten soll. Meiner Ansicht nach, und damit spreche ich für viele Gemeindemitglieder, soll ein Priester in erster Linie als Seelsorger tätig sein“, erklärt Wittmann.
Eine gute Zusammenarbeit mit dem Geistlichen bestätigt auch Elisabeth Greckl, Pfarrgemeinderatsvorsitzende von Ottenhofen. „Er hat uns fast freie Hand gelassen und gute Predigten gehalten. Das ist schon ein großes Plus“, sagt sie. Jedoch habe sie von Gläubigen mehrmals gehört, dass diese sich eine größere Nähe von Pius zur Kinder- und Jugendarbeit wünschen. „Möglicherweise gibt es Personen, die mit Pater Pius nicht zufrieden sind. Aber ich frage mich schon, ob hier nicht auch persönliche Abneigungen eine Rolle spielen. Ob sich diese Personen darüber im Klaren sind, was das für Pater Pius und den Pfarrverband zur Folge hätte, bezweifle ich. Was ist, wenn der nächste Seelsorger wieder nicht passt?“, sagt Wittmann.
Bürgermeister setzen sich für Pater ein
Für Pius’ Verbleib setzen sich auch die Bürgermeister Hans Peis (Neuching) und Ernst Egner (Ottenhofen) ein. Sie haben einen gemeinsamen Brief ans Ordinariat verfasst. „Die beantragte Aufnahme in den Diözesan-Klerus wurde abgelehnt“, sagt Bettina Göbner, Mitarbeiterin der Ordinariats-Pressestelle. Zu den Gründen will sie sich nicht äußern, „weil das Personalangelegenheiten sind. Doch die Entscheidung ist wohl endgültig.“
Endgültig ist dann auch der Abschied von Ottenhofens Ruhestandspfarrer Georg Galinski, der bei einem Weggang von Thometzek seinen Abschied angekündigt hat.
Von Daniela Oldach – Quelle Erdinger Anzeiger vom 4. April 2013