Die Sakristei der Kirche St. Martin Oberneuching wurde saniert, der Kirchenpatron hat einen neuen Plätz. Ab Sonntag ist das Gotteshaus wieder normal geöffnet – und erwartet gleich eine besondere Hochzeitsfeier.
Eine besondere Hochzeit wird am Sonntag, 30. September, in der Pfarrkirche St. Martin Oberneuching gefeiert: das Goldene Ehejubiläum von Sophie Elisabeth Gräfin von Montgelas und ihrem Ehemann, Tas-silo Graf von Montgelas. Das Gotteshaus wird mit blauen und roten Blumen, angelehnt an das gräfliche Wappen der Familie, geschmückt.
Noch aber erinnert der Altarraum eher an eine Baustelle. Es stapeln sich Kisten mit Werkzeug und Baumaterialien, an der Wand lehnt die Eingangstür der Sakristei. Die ist in die Jahre gekommen und wird saniert. „Ich bekomme ein neues Wohnzimmer“, sagt Albert Kressirer stolz. Und damit liegt er gar nicht so falsch. Denn das Gotteshaus ist für den ohnehin rührigen Mesner in den vergangenen Wochen tatsächlich zu seiner zweiten Heimat avanciert.
Seit 1968 war an der Sakristei nichts erneuert worden – da war Kressirer noch gar nicht auf der Welt. Es war noch PVC-Boden verlegt, unterschiedliche Fensterrahmen eingebaut. Durch einen Wasserschaden im oberen Bereich lösten sich die Tapeten.
Als aber Schadstoffe in den Fensterrahmen und im Boden gefunden wurden, musste sofort gehandelt werden. Die Kirche ist seit Anfang September gesperrt, eine Not-Sakristei hinter dem Altarraum wurde eingerichtet. An reguläre Gottesdienste war nicht zu denken. „Nur bei einer Beerdigung wären wir schnell gewesen. Da hätten wir aufgeräumt, rausgewischt und geschmückt. Aber es ist niemand gestorben“, sagt der 40-Jährige.
Boden, Fenster, Türstöcke – alles neu
Und so ging es vier Wochen lang rund in St. Martin. Apropos Martin: Die Darstellung des Kirchenpatrons, die die 1108 angebaute St.-Anna-Kapelle zierte, wanderte zurück ins Gotteshaus. Dafür musste der Beichtstuhl weichen, der aber ohnehin kaum genutzt worden sei. Sechs Eisenträger, auf denen ein Holzsockel aufliegt, tragen jetzt am Seiteneingang die Martinsfigur. Eine große Darstellung der Jesus-Szene mit der Dornenkrone hängt tiefer und kommt so besser zur Geltung. „Das ist jetzt ein richtig schöner Platz“, freut sich der Mesner.
Außerdem wanderte die gusseiserne Madonna zum Kriegergrab, ein gegeißelter Heiland steht am Eingang oberhalb der Opferlichter. Dort nehmen überwiegend die männlichen Kirchenbesucher Platz. „Und die vertragen diese Darstellung“, sagt Kres-sirer trocken. Die neue Dornenkrone für die Figur hat der dreifache Familienvater übrigens selbst angefertigt.
Besonders stolz aber ist Kressirer auf „sein“ neues Wohnzimmer, die Sakristei. Neue Fenster wurden eingebaut, der Boden ist zartgelben Solnhofener-Natursteinplatten gewichen. Sanitäre Einrichtungen und Türstöcke wurden erneuert, Eichenmöbel sorgen für Stauraum. Schließlich müssen Messgewänder, Alben, Stolen, Ministrantenkleidung sowie Bücher verstaut werden.
An der Eingangstür wird ein alter Griff befestigt, den Kressirer wiedergefunden hat. Nur welche Lampen installiert werden, weiß er noch nicht. „Die hat der Chef ausgesucht. Aber wenn er das macht, dann passt das. Dieser Chef ist wirklich ideal“, sagt er über Dekan Michael Bayer. Und auch für Kirchenpfleger Georg Heidler findet er nur lobende Worte.
Die Sanierungskosten von rund 70 000 Euro trägt die Kirchenverwaltung. Von der Gemeinde gibt es 5000 Euro Zuschuss. Kressirer nutzte die Gelegenheit und ließ gleich die Bekleidung der Ministranten sowie die Alben reinigen. Die kostbaren Messgewänder wurden in Niederneuching zwischengelagert. „Da ist es gut, wenn man eine große Filiale hat“, sagt er über St. Johannes Niederneuching. Dort wurden auch wöchentlich Gottesdienste gefeiert.
„Am Sonntag werden wir richtig auffahren“
Die Oberneuchinger Pfarrkirche selbst wurde zwischen 900 und 950 nach Christus gebaut. „Historiker aber sagen, dass sie älter ist“, weiß Kressirer – wie so vieles über „sein“ Gotteshaus. So soll sich unterhalb der Kapelle auch eine Gruft befinden. In die St.-Anna-Kapelle soll auch die Anna-Figur zurückwandern, sobald sie restauriert ist. „Der Heilige Martin stand in der Kapelle und umgekehrt. Jetzt bin ich schon 24 Jahre Mesner, aber das hat mir noch nie eingeleuchtet“, meint Kressirer. Und für die Heilige Anna gibt es wohl keinen besseren Platz, schließlich ist die jetzt auch namentlich zentraler Mittelpunkt des Pfarrverbands St. Anna im Moosrain.
Mit Spannung sieht Kressi-rer dem Sonntag entgegen. „Heute kommt der Putztrupp, ab Sonntag ist die Kirche wieder normal geöffnet. Und ich freue mich so auf die Goldene Grafenhochzeit. Das ist etwas ganz Besonderes“, versichert er. „Da werden wir richtig auffahren. Es werden etliche Ministranten im Einsatz sein.“ Denn die Pfarrei ist stolz auf die Freundschaft zu dem‘ Grafen-Paar, das im vergangenen Jahr der Pfarrei ein wertvolles Gemälde mit der Darstellung der Mutter Gottes für Gottes Lohn überlassen hatte. Seitdem riss der Kontakt nicht ab.‘
Quelle: Erdinger Anzeiger vom 28. September – VON DANIELA OLDACH